Corona-Alarm auf Kreuzfahrtschiffen?

Corona-Test in Savona / Foto: Oliver Asmussen/oceanliner-pictures.com

Kreuzfahrten und Corona: Das sorgt für Corona-Alarm auf Kreuzfahrtschiffen

Seit nunmehr zwei Jahren gibt es für die Medien kaum noch ein anderes Thema als das Coronavirus. Vor knapp einem Jahr lagen alle Hoffnungen auf den Impfungen, die zu diesem Zeitpunkt gerade begonnen hatten. Die Hygienekonzepte der Reedereien waren – und sind es auch noch heute – sehr gut. Nun geht immer öfter die Meldung von Corona-Alarm auf Kreuzfahrtschiffen durch die Medien.

Gesundheitszustand offenbar nicht relevant

Entsprechend glaubte man, mit den fortschreitenden Impfquoten würde sich die Lage wieder normalisieren. Die Politik hat diesen Glauben zunächst untermauert. Im Sommer 2021 sah alles danach aus, als würden sich diese Hoffnungen bestätigen. Und schließlich durften bei den meisten Reedereien nur noch geimpfte Gäste auf die Schiffe. Das Interesse der Medien an den Kreuzfahrtschiffen ebbte erwartungsgemäß ab. Doch dann kam Omikron. Zwar verläuft diese Variante nach aktuellem Stand deutlich milder als die Ur-Variante oder Delta, doch sorgt sie für eine dynamischere Entwicklung als die letzten zwei Jahre zuvor. Es ist praktisch derzeit weder etwas sicher planbar, noch absehbar. Wie vor einem Jahr. Und schon häufen sich jüngst die Meldungen über Reiseabbrüche und Quarantänefälle in den Medien. Die Journalisten stürzen sich wie die Fliegen auf das Thema, immer auf der Suche nach einer reißerischen Story. Was die Redakteure meist nicht kommunizieren ist, dass es den Betroffenen mehrheitlich gut geht und die Verläufe in der Regel mild ausfallen. Überwiegend bleibt es bei den Symptomen einer Erkältung bzw. eines grippalen Infektes. Viele „Infizierte“ haben sogar überhaupt keine Symptome. Der Fokus der Medien liegt ausschließlich auf den Infektionszahlen. Verläufe und Gesundheitszustände sind nicht mehr relevant, wie noch Anfang 2020. Oft sind in den letzten Tagen Schlagzeilen wie „Corona-Alarm auf dem Atlantik“ oder „Kreuzfahrtpassagiere in 25.000 EUR-Quarantäne in der Antarktis“ zu lesen gewesen. Es wurden sich Gedanken gemacht, ob der Bordarzt infiziert sein könnte. Schlagzeilen die vermehrt für Panik oder Unsicherheit sorgen statt aufzuklären. Fest steht, dass die Kreuzfahrtbranche täglich oder mindestens mehrmals in der Woche die Passagiere und die Crew testet, weshalb die positiven Fälle überhaupt auffallen. Während eines Hotelurlaubs wird in der Regel nur bei der Einreise ein PCR-Test verlangt, nicht aber in regelmäßigen Abständen während des Aufenthalts. Von einem durch COVID-19 verursachten, besorgniserregenden Corona-Alarm auf Kreuzfahrtschiffen würde ich, was die Gesundheitszustände von Passagieren und Crew auf Kreuzfahrtschiffen betrifft, nicht sprechen. Zumindest nicht in den mir bekannten Fällen. Und über schwere Verläufe hätten die Medien sicher sofort berichtet. Wer derzeit eine Reise, egal ob Hotelurlaub oder eine Kreuzfahrt unternimmt, der muss sich bewusst darüber sein, dass im Fall eines positiven Testergebnisses eine Quarantäne droht. Nachfolgend eine persönliche Einschätzung von mir zu verschiedenen Eckpunkten.

Risiken bei Buchung?

Die Buchung an sich stellt sicherlich kein Risiko dar. Der Abschluss einer Reise-Rücktrittskostenversicherung war bereits vor Corona wichtig und sollte heute als obligatorischer Bestandteil einer jeden Reise gelten. Darüber hinaus ist es ebenso wichtig, darauf zu achten, eine Reise-Krankenversicherung abgeschlossen zu haben, die im Falle einer Corona-Infektion die Quarantänekosten und ggf. den Rücktransport übernimmt. Hier variieren die Leistungen der verschiedenen Anbieter. Das Hauptproblem ist eine mögliche Quarantäne im Falle eines positiven Tests vor Ort. Wie gesagt, ist dieses Risiko bei einem Hotelaufenthalt insofern geringer, als dass dort weniger vor Ort getestet wird, als es bei Kreuzfahrten der Fall ist. Die vielen Testungen auf Kreuzfahrten begründen sich in der Regel durch die Vorgaben der besuchten Länder, die natürlich sicher gehen wollen, dass keine erkrankten Passagiere an Land gehen. Erkrankt, im Sinne von „positiv“ getestet, denn oftmals sind diese Reisenden wie gesagt völlig ohne Symptome.  

Vor Abreise „negativ“, bei Ankunft „positiv“

Richtig ärgerlich ist es, wenn ein PCR-Test vor Reisebeginn „negativ“ ausgefallen ist, ein Antigen-Schnelltest vor Ort bzw. vor der Einschiffung jedoch ein „positives“ Ergebnis ausweist. Je nach Reiseziel wird es mit einem kontrollierenden, neuen PCR-Test schwierig und die Gäste werden in ein Quarantänehotel an Land gebracht. In diesem müssen sie die vorgeschriebene Zeit verbringen und dürfen die Zimmer nicht verlassen. Ein weiteres Problem sind aktuell die überlasteten Labore, weshalb es teilweise zu langen Wartezeiten auf das Testergebnis kommen kann. In einigen Regionen der Welt sind die Testmöglichkeiten ohnehin extrem begrenzt. In Deutschland ist die Grenze der maximal durchführbaren, wöchentlichen Tests von 2,4 Mio. derzeit erreicht. Mehr geht derzeit nicht. Anders gerechnet wären das 350.000 Tests pro Tag. Die für Reisen notwendigen Gültigkeits-Zeitfenster für PCR Tests sind zum Teil bereits nicht mehr einhaltbar.

An Bord während der Reise „positiv“

Ein anderes Risiko stellt ein positiver Test an Bord dar. Passiert dies während der Reise, so wird eine sofortige Quarantäne verordnet. Die Reise ist praktisch damit beendet. Es ist ab diesem Zeitpunkt nicht mehr möglich, am regulären Programm oder an Landausflügen teilzunehmen. Die Kabine darf zu keiner Zeit während der Quarantänezeit (10-14 Tage) verlassen werden. Der Impfstatus ist für die Quarantänedauer bisher nur bedingt relevant. Offizielle Zahlen zu den Quarantänefällen werden nicht kommuniziert. Betroffen sind von solchen „Umständen“ derzeit die meisten Reedereien.

Schiffsdesinfektion (Symbolbild) / Foto: Oliver Asmussen/oceanliner-pictures.com

Hygienemaßnahmen an Bord beachten

Wer nicht bereit ist, die jeweiligen Hygienemaßnahmen der Reedereien umzusetzen, der sollte zu Hause bleiben. Mir sind in den letzten Monaten immer wieder Gäste aufgefallen, die auch in den Innenräumen keine Maske getragen haben oder diese unter dem Kinn bzw. der Nase saß. Das halte ich für egoistisch. Es ist allgemein bekannt, dass die Impfungen nicht vor Ansteckung schützen und man das Virus ggf. unbemerkt übertragen kann. Letztendlich trifft es alle Passagiere und Egoisten legen mitunter ein ganzes Schiff lahm. Die Reedereien sollten hier ggf. bei Verstößen noch strikter vorgehen und die Gäste nach Verwarnung von Bord verweisen.

An-/Abreise nur mit der Reederei und kein pre-Programm

Einige Reedereien erlauben derzeit keine Vorprogramme bzw. keine An- und Abreise in Eigenregie. Das bedeutet, dass man Flüge/Busse/Transfers über die Reederei buchen muss. Ob das nun die Lösung ist, vermag ich nicht beurteilen zu wollen. Leider sind mir in Reisebussen, in den Zügen der Deutschen Bahn und auch in Flugzeugen bereits „Maskenverweigerer“ aufgefallen. Die Reiseleitung und auch das Kabinenpersonal der Airlines hat meist nicht reagiert. Einzig bei der Deutschen Bahn wurden die Reisenden angesprochen. Es gibt diese Vorgaben und daran hält man sich oder bleibt in der Heimat. Es kann keine Option sein, während der Reisezeit zwei Stunden lang Essen zu sich zu nehmen, um die Pflicht zum Tragen der Maske zu umgehen. Ob diese Regelung, des Verbots einer individuellen Anreise bzw. Vorprogramms, letztendlich die Anzahl an positiv getesteten Personen vor Ort reduziert, muss abgewartet werden. Schließlich reisen die Gäste individuell zum jeweiligen Transportmittel und haben vor der Reise ggf. Kontakte. Auch hier besteht bereits jeweils Infektionsgefahr, die sich nicht ausschließen lässt.

Ausflüge in der „Bubble“

Um möglichst Kontakte an Land zu vermeiden, sind die meisten Reedereien wieder zu „Bubble-Landausflügen“ zurückgekehrt. Die gab es nach dem ersten Restart bereits. Das bedeutet, dass kein freier Landgang möglich ist. Ausflugsteilnehmer, welche die Reisegruppe verlassen, durften in der Vergangenheit nicht mehr an Bord und mussten die Heimreise antreten. Wer also gerne individuell an Land geht, der hat derzeit kaum eine Chance dazu. „Bubble-Ausflüge“ suggerieren die Sicherheit, sich in einer „Blase“ zu befinden und somit die Gefahr einer Infektion zu minimieren. Ich sehe das aufgrund eigener Erfahrungen kritisch. Die Busse vor Ort sind meist so voll besetzt oder so klein, dass die nötigen Abstände nicht eingehalten werden können. Die Ausflugsteilnehmer tragen die Masken nicht konsequent oder man wird durch übervolle Souvenirläden geschleust. Ich hatte während der meisten Ausflüge in der „Bubble“ letztendlich mehr Kontakte als wenn ich individuell an Land gegangen wäre. Diese hätte ich nicht einmal vermeiden können, da ich die Gruppe nicht verlassen durfte. In keinem Fall haben die örtlichen Reiseleiter, bei Nichtbeachtung der Maskenpflicht in den Bussen, daraus Konsequenzen gezogen.

Routenänderungen oder Reiseabbruch

Es häufen sich die Meldungen, dass Kreuzfahrten abgebrochen werden müssen oder es zu Routenänderungen kommt. Das liegt in den meisten Fällen an einer zu hohen Quote „positiver“ Fälle unter den Passagieren oder der Crew an Bord. Ist ein gewisser Teil der Crew „positiv“, so kann der reguläre Schiffsbetrieb nicht mehr gewährleistet werden. Ersatzcrew ist nicht immer zeitnah vor Ort. Passagiere und Crewmitglieder, die „positiv“ getestet werden, müssen in die entsprechenden Quarantänekabinen in abgetrennte Deckbereiche oder auf „Quarantänedecks“ untergebracht werden. Auch hier sind die Kapazitäten begrenzt. Oft verweigern die Zielländer den Anlauf des Schiffes, wenn sich positive Fälle unter den Passagieren befinden.

Kreuzfahrten oder Fernreisen nur mit Booster?

Einige Reedereien sind dazu übergegangen, nur noch geboosterte Gäste an Bord zu nehmen. Ob das nun für weniger „positive Fälle“ sorgt, muss abgewartet werden. Infizieren kann man sich, offiziellen Angaben nach, trotz dreifacher Impfung. Ob genauso schnell wie mit „nur“ zweifacher Impfung ist nicht abschließend kommuniziert. Es bleibt ein Risiko bestehen, dass erneut positive Fälle auftreten, sofern diese weiterhin durch Tests entdeckt werden.

Wie sieht der Sommer 2022 aus?

Nun, eine Glaskugel habe ich nicht. Die Reedereien sagen durchweg einen grandiosen Sommer voraus, nahezu wie in „alten Zeiten“. Ganz so euphorisch ist meine Einschätzung zumindest aus heutiger Sicht nicht. In anderen Ländern geht man zum Teil bereits andere Wege und bewertet die Lage nicht mehr nach „positiven“ und „negativen“ Test-Ergebnissen, sondern nach „krank“ oder nicht „krank“. Das führt zu einer dortigen Entspannung der Lage. Solange bei uns weiterhin nach aktuellen Bestimmungen fortgefahren wird, sehe ich erneut enorme Probleme auf die gesamte Reisebranche zukommen. Werden weiterhin nur die Infektionszahlen zur Lagebewertung herangezogen, wird weiterhin rekordverdächtig viel getestet und entfällt die Quarantäne nicht, steht zwangsweise ein düsterer Sommer bevor. Im Gegensatz zur WHO sehen zahlreiche Wissenschaftler bereits den Wendepunkt und ein Ende der Omikron-Welle voraus. Wenn der Umgang wie mit den früheren Influenza-Viren erfolgen würde und die pandemische Lage in eine endemische übergehen würde, dann könnte es in der Tat ein grandioser Sommer werden. Andernfalls bleibt möglicherweise ein „Zeitfenster“ bis zur fünften Welle im Herbst. Kreuzfahrten und Corona, das diese Kombination funktionieren kann, haben die letzten beiden Sommer gezeigt. Das Interesse an dieser Reiseform ist nach wie vor ungebrochen und wird lediglich aufgrund der beschriebenen Probleme sowie den Panik-Meldungen in den Medien gedämpft.

Oliver Asmussen
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