Ex Hanseatic als MV Bolette künftig für Fred. Olsen?

RCGS Resolute in Buenos Aires 19.12.2019 / Photo: J. Bras

Fährt die ex Hanseatic bald als MV Bolette für Fred. Olsen Cruise Lines?

In diesen Tagen wird unter Stammgästen der britischen Fred. Olsen Cruise Lines ausgiebig darüber diskutiert, ob die ehemalige Hanseatic von Hapag Lloyd Cruises, die seit Ende Oktober als RCGS Resolute in Buenos Aires liegt, schon bald als MV Bolette die Flotte von Fred. Olsen Cruise Lines verstärken könnte.

Spekulationen über Flottenausbau bei Fred. Olsen

Auslöser für diese Spekulation ist eine Online-Umfrage, die Fred. Olsen Cruise Lines unter den Stammgästen gestartet hat. In dieser Umfrage spricht man von „Ideen“ zu einer möglichen Flottenerweiterung. Fred. Olsen nennt in dieser Umfrage ein Schiff mit 200-300 Passagieren und spricht von Reiserouten abseits der üblichen Rennstrecken. Es sollen Destinationen angesteuert werden, die für grössere Kreuzfahrtschiffe unerreichbar sind. Es ist im weiteren Verlauf der Umfrage von kleinen Inseln und abgelegenen Häfen, einzigartigen Landschaften und landestypischen Kulturen die Rede, welche die Gäste mit dem neuen Kreuzfahrtschiff MV Bolette entdecken könnten. Fred. Olsen Cruise Lines wurde 1848 von Fredrik Christian Olsen in Norwegen gegründet und betreibt derzeit die Kreuzfahrtschiffe Braemar, Boudicca, Balmoral und Black Watch. Die letzte Flottenerweiterung fand im Jahr 2008 statt, als die zuvor bei Blohm+Voss in Hamburg verlängerte Norwegian Crown als Balmoral ihren Dienst für die Engländer antrat. Nahezu 12 Jahre lang tat sich also nichts bei Fred. Olsen, sieht man mal von regelmäßigen Renovierungen im Rahmen regelmäßiger Werftaufenthalte ab. Die Umfrage schließt mit der Frage ab, wie die Meinung der Bestandskunden zu einem solchen Neuzugang ist.

Nicht das erste Schiff mit dem Namen MV Bolette

Für Fred. Olsen Cruise Lines wäre es nicht das erste Schiff, welches den Namen MV Bolette trägt. Mitte der 1980er Jahre war bereits eine Fähre der Fred. Olsen Lines mit selbigem Namen unterwegs. Die damalige, 118m lange und 5.286 BRZ große Bolette wurde als „Viking 5“ im Jahr 1974 von der Meyer Werft in Papenburg abgeliefert und für Viking Line in Dienst gestellt. Die frühere Bolette versah anschließend von 1988 bis 2011 ihren Dienst als Boughaz für die marokkanische Reederei Comarit. Im Jahr 2015 wurde sie im türkischen Aliaga, nach 4 Jahren Aufliegezeit, verschrottet. Nach über 30 Jahren käme nun wieder ein Schiff mit dem Namen Bolette in Fahrt.

Flottenzugang mit „Infinity-Balkonen“

Nach Angaben von Fred. Olsen Cruise Lines hat der Flotten-Neuzugang so genannte „Infinity-Balkone“, also Panoramafenster, die sich nach unten hin zur Hälfte auffahren lassen.  Da die RCGS Resolute über keine solchen modernen Kabinenfenster verfügt, müsste das Kreuzfahrtschiff also zunächst auf einer Werft umgebaut werden. Das sollte aber das kleinste Problem sein, denn Fred. Olsen Cruise Lines hat bislang alle Second-Hand-Schiffe nach der Übernahme renoviert. Besonderes Aufsehen erregte in diesem Zusammenhang die Verlängerung der Balmoral auf der Blohm+Voss Werft im Winter 2007/2008. Das bis dahin unter dem Namen Norwegian Crown fahrende Kreuzfahrtschiff wurde auseinander geschnitten und um ein 30m langes Mittelsegment ergänzt.

Drittes Schiff neben Akademik Ioffe und Akademik Sergey Vavilov

Die ehemalige Hanseatic beendete die letzte Kreuzfahrt für Hapag Lloyd Kreuzfahrten am 30. September 2018 in Hamburg. Seit Mitte November 2018 fährt das 123m lange und 8.378 BRZ große Kreuzfahrtschiff unter der Flagge von One Ocean Expeditions, einem  kanadischen Veranstalter für Expeditions- und Polarkreuzfahrten, der 2007 gegründet wurde. Dieser kündigte die RCGS Resolute als Flaggschiff für die bestehende Charter-Flotte aus zwei russischen Forschungsschiffen, der Akademik Ioffe und der Akademik Sergey Vavilov an. Die Russen zogen, für One Ocean Expeditions völlig unerwartet, die bestehenden Charterverträge am Ende der letzten Antarktissaison zurück. So standen die bereits gut gebuchten Schiffe für die Wintersaison 2019/2020 nicht mehr zur Verfügung. Warum die Russen ihre zwei Schiffe trotz offenbar bestehender Verträge zurückzogen, ist bislang nicht abschließend geklärt bzw. wurde nicht offiziell kommuniziert. One Ocean Expeditions hat die beiden Forschungsschiffe Akademik Ioffe und Akademik Sergey Vavilov seit dem Jahr 2011 gechartert und neben kanadischen und amerikanischen Reisegästen insbesondere Australier an Bord begrüßt.

RCGS Resolute liegt seit Ende Oktober in Buenos Aires

Offenbar waren die Herausforderungen, welche der Abzug der beiden russischen Schiffe mit sich brachte, für One Ocean Expeditions zu groß. Die RCGS Resolute liegt nunmehr seit Ende Oktober im Hafen von Buenos Aires. Das aktuelle Foto ist vom 19. Dezember 2019, auf dem zu erkennen ist, dass das Logo von One Ocean Expeditions vom Schornstein entfernt wurde. Offene Rechnungen für Bunkerkosten scheinen nur die Spitze des Eisbergs zu sein. Das die RCGS Resolute nun in dieser Saison erneut für One Ocean Expeditions in die Antarktis aufbrechen wird, scheint fraglich. Das Schiff wird auf der Webseite allerdings weiterhin angeboten. Die Saison hat gerade begonnen und die Expeditionsschiffe sind bereits in der Antarktis angekommen oder auf dem unmittelbaren Weg dorthin. Anders als die beiden russischen Schiffe, hat One Ocean Expeditions die RCGS Resolute von der auf den Bahamas ansässigen Bunnys Adventure and Cruise Shipping Co. Ltd. gechartert, wie Hapag Lloyd Kreuzfahrten schon viele Jahre zuvor.

RCGS Resolute künftig als MV Bolette für Fred. Olsen? / Foto: J. Bras

Passt ein Expeditionskreuzfahrtschiff zur Flotte von Fred. Olsen?

Bislang ist es reine Spekulation, dass Fred. Olsen Cruise Lines die RCGS Resolute als MV Bolette in Fahrt bringen wird, denn auch die Reisepreise dürften deutlich über denen der bisherigen Schiffe aus der Flotte liegen. Vielleicht zu hoch für die Kundschaft von Fred. Olsen Cruise Lines? Interessant ist die Vorstellung dennoch. Und aufgrund der derzeitigen Situation beim Charterer One Ocean Expeditions scheint sie auch nicht völlig unrealistisch. Allerdings würde Fred. Olsen Cruise Lines mit einem Expeditionskreuzfahrtschiff in gewisser Weise auch unbekanntes Terrain betreten, denn keines der Kreuzfahrtschiffe aus der bestehenden Flotte ist geeignet, um Polarregionen befahren zu können.

Warten wir es ab, ob Fred. Olsen Cruise Lines schon bald verkünden wird, dass die ehemalige Hanseatic als MV Bolette die Flotte verstärken wird, oder sich die Umfrage als „Weihnachtsente“ herausstellt. Für den deutschsprachigen Markt und treue Fans der Hanseatic würde das Expeditionskreuzfahrtschiff dann aber weiterhin nicht zur Verfügung stehen.

Oliver Asmussen
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