Greenwashing: NABU kritisiert Kreuzfahrt-Reedereien

Die AIDAprima schneidet beim NABU_Ranking am Besten ab. Foto: lenthe/touristik-foto.de

Der NABU kritisiert beim fünften Kreuzfahrt-Ranking die Kreuzfahrtbranche. Obwohl umweltfreundliche Technologien verfügbar sind, werden sie bisher kaum genutzt, so der NABU.

(Niels Kreller) Wer auf die Umwelt Wert legt, der kann kaum guten Gewissens eine Kreuzfahrt machen. So zumindest sieht es Dietmar Oeliger, Leiter Verkehrspolitik des NABU (Naturschutzbund Deutschland e.V.). Auf seiner Pressekonferenz stellte der NABU am Montag in Hamburg sein 5. Kreuzfahrt-Ranking vor. Dafür wurden die in Europa fahrenden Kreuzfahrtschiffe hin auf die Umwelt- und Gesundheitsbelastung untersucht, das laut NABU drängendste  Umweltproblem der Branche.

So verfeuerten alle Schiffe immer noch das umweltbelastende Schweröl und 80 Prozent der Flotte verfügten über keine Abgasreinigung oder erfüllten allenfalls den gesetzlichen Mindeststandard. Lediglich 11 der rund 50 Schiffe gehen über die Mindestanforderungen hinaus. Am besten schnitt, wenn auch laut NABU mit deutlichen Abstrichen, die AIDAprima ab, deren Umwelttechnik aber auch ein halbes Jahr nach in Dienststellung nicht im vollen Umfang im Einsatz sei. Ihr folgen die Europa 2 von Hapag-Lloyd und die neusten Schiffe von TUI Cruises, mein Schiff 3,4 und 5.

 Malte Siegert und Leif Miller vom Nabu. Foto: Niels Kreller
Malte Siegert und Dietmar Oeliger vom NABU. Foto: Niels Kreller

„Seit Jahren verkünden die Reeder vollmundig, umweltfreundlicher werden zu wollen. Doch außer polierten PR-Texten kommt kaum etwas Substanzielles in der Praxis an“, kritisiert NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller. Das sei „Greenwashing in Reinform“. Besonders findet der NABU zynisch, dass die Anbieter hohe Summen für die Bespaßung und die Gastronomie an Bord ausgeben, während beim Umweltschutz gespart würde. Auch der Testsieger AIDA Cruises sei keineswegs ein mustergültiges Vorzeigeunternehmen. So fahre das Unternehmen, entgegen einer Zusage aus dem Jahr 2013, bis heute mit dem giftigen und umweltbelastenden Schweröl.

Ebenso düster sieht es laut NABU beim Thema Landstrom aus. Dort zeige sich die Blockadehaltung der Reedereien beim Umweltschutz insbesondere in Hamburg. Von den rund 40 Schiffen, die 2016 den Hafen angelaufen hätten, sei nur eine Handvoll theoretisch in der Lage, Landstrom zu beziehen. „Nur die AIDAsol nimmt ab und zu in Hamburg Landstrom in der Hafencity. Und dass dann immer medienträchtig und um dem Senat zu gefallen“, so Malte Siegert, Leiter Verkehrspolitik beim NABU in Hamburg. Er wünsche sich in diesem Bereich mehr Druck von der Stadt. „Die Stadt aber schützt die Unternehmen und nicht die Umwelt und die Menschen.“

Die Branche ignoriere weiterhin erdrückende Studienergebnisse, etwa der Weltgesundheitsorganisation WHO, wonach Schiffsabgase Krebs erregend sind und die besonders herz- und lungenschädigenden Rußpartikel noch mehrere Hundert Kilometer weit ins Landesinnere geweht werden können. Dabei seien technische Lösungen zur Emissionsminderung für Dieselmotoren wie etwa Partikelfilter und Stickoxid-Katalysatoren ausgereift. Einzig aus Profitgründen verzichte ein Großteil der Branche bislang darauf, auf höherwertige Kraftstoffe umzusteigen und ihre Schiffe mit Abgastechnik auszurüsten.

Neu ist in diesem Jahr beim Ranking, dass der NABU nur noch den Ist-Zustand bewertet und nicht mehr den Blick in die Zukunft miteinbezieht. „In der Vergangenheit haben wir auch zukünftige Schiffe und ihre Umwelttechnik einbezogen und sind damit auf die Nase gefallen“, so Dietmar Oeliger. Gerade bei AIDA Cruises sei viel angekündigt gewesen aber nichts geschehen.

Dafür, dass gerade die deutschen Reedereien im Ranking vorne liegen, hat Malte Siegert eine simple Erklärung: „Die deutschen Reedereien machen das, weil das Interesse am Umweltschutz hier in Deutschland groß. Aber ihre alten Schiffe verkaufen sie nach anderswo und lassen sie da fahren.“ Die Strategie sei es nicht, sauber zu werden als Gesamtunternehmen, sondern für den deutschen Markt gut dazustehen.

Die Zukunft des Kreuzfahrt-Rankings steht auf nicht mehr so sicheren Füßen. Denn in diesem Jahr, so der NABU, mauerten die Reedereien in Bezug auf den Fragebogen, den der NABU ihnen zugeschickt hätte. War es in der Vergangenheit Usus, dass die Reedereien eigenständig und detailliert zu jedem Schiff Auskunft gaben, so verschanzten sie sich in diesem Jahr hinter dem Dachverband CLIA. Statt einzelner Fragebögen bekam der NABU nur einen zweiseitigen Schrieb mit einem allgemeinen Überblick über die Flotte, wobei es unmöglich gewesen sein, die Auskünfte einzelnen Schiffen zuordnen. Die Nachfrage des NABU führte zu einem einseitigen Antwortschreiben.

Auch agiere der Dachverband bewusst mit falschen Zahlen, so der Vorwurf des NABU. So wird behauptet, dass 23 Schiffe mit Rußpartikelfiltern ausgerüstet seien – auf Nachfrage konnte aber kein einziges benannt werden. Auch erfinde CLIA Phantasietechniken wie einen „washwater particle filter“, zu dem keine Websuchmaschine oder irgendein Hersteller von Schifffahrtstechnik irgendetwas sagen könne. „Die Branche versucht Scrubber als Partikelfilter zu verkaufen“, so Malte Siegerts Verdacht. Die Scrubber aber dienen der Entschwefelung der Abgase und nicht der Partikelfilterung. Solange die Schiffe mit Schweröl führen, wäre eine Partikelfilterung auch nicht möglich, da die Filter aufgrund der hohen Partikelanzahl in kürzester Zeit dicht wären.

Dass es in diesem Jahr überhaupt ein Ranking gibt, liegt überwiegend daran, dass die Daten der Schiffe schon im Jahr 2015 vorlagen. „Durch die Blockade wird der Aufwand für das Ranking größer“, so Siegert abschließend.

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