Mit dem Flussschiff Saxonia im Schiffshebewerk

Blick vom Schiffshebewerk in Richtung Elbe. Foto: Lenthe/touristik-foto.de
Blick vom Schiffshebewerk in Richtung Elbe. Foto: Lenthe/touristik-foto.de

Besonderes Erlebnis: Scharnebeck

Ein Fahrstuhl im Kanal: auf Flusskreuzfahrten erleben Reisende immer wieder ungewöhnliche Strecken. Wir waren auf der Saxonia von Phoenix Reisen und wurden mit dem Flussliner durch Schiffshebewerk in Scharnebeck gehoben.

Der Sonne steht noch tief über den Dächern Hamburgs, da macht das Flusskreuzfahrtschiff Saxonia in Hamburg die Halteleinen los. Vom Anleger am berühmten Hamburger Fischmarkt geht es vorbei an der Elbphilharmonie die Norderelbe hinauf. In den Deichbereichen am Ufer zwischen Bunthäuserspitze und Lauenburg sitzen zahlreiche Camper beim Frühstück. Auf der anderen Seite schützen bökende Schafe die Deiche. Auch auf der Saxonia wird nun erstmal gefrühstückt, bevor nach und nach mehr Passagiere das Oberdeck erklimmen. Reiseleiter Werner Sulkowski ist jetzt kaum noch zu halten. Er eilt in seiner symphatischen Unruhe von Tisch zu Tisch und bringt allerhand wissenswertes über die Elbe und die Menschen die hier wohnen zu Gehör.

Innenansichten der MS Saxonia

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Die Panoramalounge auf dem Oberdeck der Saxonia.

Kurs auf den Elbe-Seiten-Kanal

Kurz vor Lauenburgs Elbbrücke dreht die Saxonia in den Elbe-Seiten-Kanal. Nach gut elf Kilometern steht dort dann mitten im Kanal ein riesiger Schiffsfahrstuhl. Langsam nähert sich die Saxonia dem beeindruckendem Bauwerk, dass in steter Regelmäßigkeit Binnenschiffe aufnimmt und ausstößt. Zunächst heißt es aber warten, vor der Saxonia liegt noch ein Schuttgut-Schiff und hier geht alles streng nach Reihenfolge.

Während ein Teil der Passagiere am Unterhafen aussteigt um am Ausflug Kutschfahrt durch die Lüneburger Heide teilzunehmen, versammeln sich jetzt alle anderen Passagiere an Deck. Nach knapp 45 Minuten geht es weiter, die Saxonia nähert sich ganz langsam und vorsichtig dem geöffneten Schiffstrog. Um das Schiff besser steuern zu können räumt der zweite Kapitän nun seinen Platz auf der Brücke und steuert das Schiff per Joystick. Das 82 Meter lange und 9,5 Meter breite Kreuzfahrtschiff gleitet ganz gemächlich in den gerade einmal 12 Meter breiten Trog. Es ist die sprichwörtliche Hand, die jetzt  noch zwischen Schiff und Trogwand passt und spätestens jetzt ist jeder Passagier von diesem unglaublichen Erlebnis gebannt. Die Schiffführerkabine wird eingefahren, die Crew bitte alle Reisenden auf dem Oberdeck abzutauchen, zu niedrig ist die Einfahrt in den Schiffsfahrstuhl.

Impressionen der Fahrt Hamburg - Scharnebeck

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Um 7 Uhr geht es los. Das Flusskreuzfahrtschiff Saxonia macht sich auf zum Schiffshebewerk in Scharnebeck. Ziel der Reise ist Potsdam.

Greifbare Spannnung auf der Saxonia

Das Tor schließt sich und langsam setzt sich er überdemensionierte Fahrstuhl mit einem kurzen und leichten Ruck in Bewegung. Für einen kurzen Moment kann man eine Stecknadel fallen hören, zu beeindruckend ist die Technik, dann klicken die Kameras. Passagiere laufen auf dem Deck herum, jedes Detail will als Urlaubserinnerung verewigt sein. In nur drei Minuten sind die 38 Meter Höhenunterschied überwunden. Tief unter der Saxonia liegt nun der eben noch befahrende nördliche Teil des Elbe-Seiten-Kanals. Über das Ende des Schiffes lässt sich ein Blick in die Tiefe erhaschen, während sich vorne die Fahrstuhlklappe öffnet und der Flussliner wieder herausgleitet.

Infokasten: Schiffshebewerk Scharnebeck

38 Meter in die Höhe

Das spektakulärste Hindernis auf der Fahrt über dem Elbe-Seiten-Kanal steht kurz vor Lüneburg, einige Kilometer von der Elbe entfernt im niedersächsischen Scharnebeck. Hier wurde das Schiffshebewerk zur Überwindung von 38 Meter Höhenunterschied gebaut. Es gehört zur nördlichen Kanalstufe des Elbe-Seitenkanals, der die Elbe bei Artlenburg mit dem Kanal verbindet. Das technische Meisterwerk wurde 1975 eröffnet und zieht auch heute noch jedes Jahr viele Besucher an. Das Bauwerk kann an vielen Stellen vor Ort, ob unten am Kanal Richtung Elbe oder oberhalb am Kanal Richtung Mittellandkanal besichtigt werden und dabei kann sogar die Fahrt des Troges wenige Meter vom Fahrstuhl entfernt beobachtet werden.

Die wassergefüllten Tröge mit 100 m nutzbarer Länge, 12 m Breite und 3,40 m Wassertiefe sind dabei immer 5.800 Tonnen schwer. Da die  Schiffe beim Ein- und Ausfahren immer genau so viel Wasser aus dem Trog verdrängen wie sie selber wiegen, bleibt das Gewicht stets gleich. Jeder Trog wird von 240, je 54 Millimeter dicken Stahlseilen gehalten. Diese werden im obersten Stockwerk der Türme über Seilscheiben geführt und an einem Seilende mit dem Stützrahmen, der auf den Türmen aufliegt, verbunden. Gegengewichte sorgen für einen Ausgleich, sie bestehen aus 224 Schwerbetonscheiben mit jeweils rd. 26,5 Tonnen Einzelgewicht.

Fahrt durch das Schiffshebewerk

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Endlich geht es weiter. Die Einfahrt ins den Schiffsfahrstuhl ist frei.

Besuchszeiten

Wenn ihr das Schiffshebewerk einmal sehen wollt, dann könnt ihr es von Land aus besuchen oder ihr nutzt die Möglichkeit und unternehmt eine Flusskreuzfahrt auf der Elbe mit Route auf dem Elbe-Seitenkanal. Besuchen könnt ihr das Schiffshebewerk ganzjährig, rund um die Uhr. Die beiden Besucherplattformen sind kostenlos zugänglich. Das Informationszentrum, direkt neben dem Hebewerk, ist in der Saison vom 01.04 bis zum 15.10. von 10-18 Uhr geöffnet. Der Eintritt in das Informationszentrum kostet ca. 3,00 Euro pro Person, Familien zahlen ca. 7,50 Euro. (al/nb)

Oliver Asmussen
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