ANNIKA: ein Flusskreuzfahrtschiff entsteht

ANNIKA_nach_Vereinigung_VAHALI_Werft / photo: Flussinspektor Poth

Baunummer 620 der VAHALI Shipyards

In Zusammenarbeit mit der Reederei Scylla AG und VAHALI Shipyards habe ich mich als FLUSSINSPEKTOR auf dem Weg nach Serbien und in die Niederlande gemacht. Das Ziel, die VAHALI Werft in Zasavica/Serbien und Hardinxveld/Niederlande. Dort entstehen seit vielen Jahren exklusive Flusskreuzfahrtschiffe für die renommierte Reederei Scylla AG. Auch der Neubau für den deutschen Reiseveranstalter Phoenix Reisen, die ANNIKA, befand sich 2019 bis 2020 dort im Bau.

Zwei Jahre Planung, Konstruktion und Bau zum fertigen Flusskreuzfahrtschiff ANNIKA.

Die Konstruktion eine Flusskreuzfahrtschiffes

Bevor der erste Stahlschnitt eines neuen Passagierschiffes gemacht werden kann, bedarf es eine gute und vor allem präzise Vorarbeit. Flusskreuzfahrtschiffe sind durch starke Strömungen auf dem Fluss und durch die unterschiedlichsten Fahrtgebiete, welche über den brückenreichen Main bis hin zum stürmischen Marker- und IJsselmeer reichen, ausgelegt. Aber auch die Temperaturen in den Sommermonaten, welche inzwischen an der 40° Grad Marke kratzen, stellen für die Schiffe eine enorme Belastung dar.

ANNIKA_3D_Temperaturmodell_VAHALI_Werft / photo: Flussinspektor Poth

In unterschiedlichen Bereichen der Konstruktion, arbeiten Ingenieure mit diversen Computer-Programmen an der Optimierung der jeweiligen Schiffe. In 3D Wärm-Modellen, zeigen die Programme die Verhaltensmuster bei besagten Belastungen. Stahl dehnt sich durch Wärme bekanntlich aus. Auch dieses Verhaltensmuster ist auf den 3D Modellen gut erkennbar.

ANNIKA_Konstruktionsprogramm_VAHALI_Werft / photo: Flussinspektor Poth

Aus Ideen werden Pläne

Gemeinsam mit der Reederei, plant die Werft den Innenausbau. Hierbei werden auch Wünsche der jeweiligen Reiseveranstalter, berücksichtigt. Nach ersten Entwürfen wird letztendlich ein Bau- und Decksplan erstellt. Durch die jeweilige Kennung der Schiffe, auch Baunummer genannt, steht dem Stahlschnitt nichts mehr im Wege.

ANNIKA_Deckplan_Neubau / photo: Flussinspektor Poth

Anfangs wurde die ANNIKA, welche die Nachfolgerin und baugleich zur ANNA KATHARINA ist, als Bauprojekt „ANNA KATHARINA II“ betitelt. Die ANNIKA läuft unter der Baunummer 620 auf und ist das 46. Flusskreuzfahrtschiff aus Serbien.

Aus Stahl wird ein Schiff

Nachdem die Planungen und Konstruktionsarbeiten abgeschlossen sind, beginnt die Stahlschnittarbeit. Aus vielen einzelnen Bauelementen setzt sich das Schiff zusammen.

ANNIKA_Stahlplatten_VAHALI_Werft / photo: Flussinspektor Poth

Rohstoffe sind hier riesige Stahlplatten, welche einzeln gestanzt oder geschnitten werden und zu einem Baukonstrukt vereint werden. Das fertige Bauelement wird zur Zusammensetzung in die Fertigungshalle gebracht. Alle Bauelemente werden hier nach und nach zusammengesetzt und verschweißt.

ANNIKA_Stahlschnitt_für_die_Bauelemente / photo: Flussinspektor Poth

Die fertigen Bauelemente werden miteinander verschweißt. Einzelne Bauelemente ergeben ein Segment. Aus diesen fertigen Segmenten beginnt der Aufbau des Schiffes.

ANNIKA_Bauelement_VAHALI_Werft / photo: Flussinspektor Poth

Aus den einzelnen Segmenten wird nach und nach das Schiff zusammen gesetzt.

Entwicklung von Schiff zu Schiff

Bei den Schiffen der Reederei Scylla AG, sind die am Heck befindlichen Fine-Dining Restaurants typisch. Da sich bei den Schiffen der Motor am Heck befindet, liegt dort das größte Gewicht. Ein Aufbau aus Stahl ist daher kontraproduktiv und nicht effizient genug. Das zusätzliche Restaurant/Bistro, wird durch einen Aluminium Aufbau ergänzt. Durch das geringere Gewicht, hat das Schiff einen geringeren Wiederstand im Wasser und dadurch im Verbrauch auch weniger Treibstoff.

Gänsehaut Moment auf der VAHALI Werft

Am Tag meines Besuches in Serbien, war ein besonderer Moment angedacht. Das letzte Bauelement wurde am 04.10.2019 aus der Werfthalle herausgefahren und zum Schiff miteinander vereint. Die tonnenschweren Elemente werden durch ferngesteuerte Schwerlastsysteme zusammengeführt. Hier kommt es auf Fingerspitzengefühl an, denn jeder Fehler kann den Bau des Schiffes verzögern.

ANNIKA_Bauelemente_werden_vereint_VAHALI_Werft / photo: Flussinspektor Poth

Während meines Besuchs, bekam ich die Gelegenheit mit dem Geschäftsführer der VAHALI Werft, Herr Vincent Bekker, zu sprechen. Auch für Ihn ist jedes Schiff etwas Besonderes und sorgt noch heute für ein Strahlen auf seinem Gesicht. Im Gespräch erwähnte Herr Bekker, das bisher größte und interessanteste Projekt in der Geschichte von VAHALI Shipyards, die AMAMAGNA. Die AMAMAGNA ist heute das größte Passagierschiff auf der Donau. Der FLUSSINSPEKTOR war 2019, zwei Wochen nach dem Werftbesuch in Serbien, an Bord der AMAMAGNA zu Gast.

Kaskotransport in die Niederlande – das erste Mal Wasser unterm Kiel

Wenige Tage nach meinem Besuch auf der VAHALI Shipyards, wurde das Schiff zu Wasser gelassen. Auch der zukünftige Name wurde am Bug und Heck ergänzt. Mit ihrem ersten Anstrich wurde das Schiff Mitte November im Kaskoverband auf den Weg geschickt. Auf dem Weg nach Hardinxveld/Niederlande, befährt der 135 m lange Rohbau die Flüsse Save, Donau, den Main-Donau-Kanal, den Main und Rhein. Dabei passiert das Schiff unter anderem die zukünftigen Reisemetropolen wie Belgrad, Budapest, Nürnberg, Frankfurt und Köln. Am 27.11.2019, gegen 15:04 Uhr, passierte die ANNIKA erstmalig die am Main gelegene Stadt Seligenstadt.

ANNIKA_Kaskotransrt_November_2019_Seligenstadt_Main / photo: Flussinspektor Poth

Innenausbau und Feinschliff in der Niederlande

Wenige Tage nach der Passage des Mains, erreichte die ANNIKA die Werft in Hardinxveld. Für FLUSSINSPEKTOR ging es am 20.01.2020 zum Werftbesuch. Während der Wintersaison verholt die Reederei Scylla Ihre Schiffe in die Niederlande. Kleinere und größere Schönheitskuren und Umbauten werden in der Werft in Hardinxveld durchgeführt. Auch der Innenausbau des Rohbau ANNIKA wird dort durchgeführt. Bei meinem Besuch im Januar, erhielt das Schiff bereits Fenster.

ANNIKA_Bugansicht_Hardinxveld_Werft / photo: Flussinspektor Poth

Auch der Innenausbau ist zum Zeitpunkt meines Werftbesuches bereits vorangeschritten. Die Kabinen wurden durch Stellwände abgetrennt. In den Kabinen wurde bereits der Estrich gegossen und auch innerhalb der Nasszelle Rohre verlegt.

ANNIKA_Kabine_314_im_Bau_Hardinxveld_Werft / photo: Flussinspektor Poth

Im Restaurant zeigt sich ein ähnliches Bild. Kabel und Rohre wurden dort bereits verlegt und montiert. Der Boden ist bereit für den Teppich und die Wände für den Anstrich und die edlen Tapeten.

ANNIKA_Restaurant_Hardinxveld_Werft / photo: Flussinspektor Poth

Auch wenn sich das gesamte Schiff im Rohbau befindet und die Decks nur über Leitern erreicht werden können, gibt es eine fertige Musterkabine (Mock-up-Kabine). Das Designteam der Reederei berücksichtigt auch in der Innengestaltung die Wünsche der Reiseveranstalter. Eine Auswahl von zwei Farben war für die ANNIKA vorgesehen. Diese wurden in die fertige Kabine eingebracht um zu sehen, welche Wirkung die Muster-Farben auf das Gesamtbild des Interieurs haben.

ANNIKA_Musterkabine_Hardinxveld_Werft / photo: Flussinspektor Poth

In der Zwischenzeit ist bekannt, dass der Farbton Aubergine gewählt wurde. Er wird in den Kabinen und auf dem gesamten Schiff zu erkennen sein.

Sea Trials – die Testfahrt der ANNIKA

Aufgrund der Corona bedingten Einschränkungen für die Niederlande, war die Anreise zur geplanten Mitfahrt der Sea Trials nicht möglich. Am 06.10.2020 legte die ANNIKA in Hardinxveld ab und nahm Kurs in Richtung offenes Fahrwasser. Während der Sea Trials wird das Schiff auf Herz und Nieren getestet. So wird unter anderem die Höchstgeschwindigkeit während dieser Testfahrt erreicht. Auch Manöver, wie das Aufstoppen (Anhalten aus voller Fahrt) oder das Drehen auf der Stelle mit Bug- und Heckstrahlruder sind Teil dieser Tests. Während der Sea Trials wird an Bord weitergearbeitet. Bevor ein Manöver durchgeführt wird, werden die Arbeiter über die Bordlautsprecher informiert. Dies dient zur Sicherheit, da die Schiffe während dieser Testfahrten an die Grenzen herangeführt werden.

Wie die so genannten Sea Trials aussehen, zeigt das Video des Schwesterschiffes WILLIAM WORDSWORTH.

ANNIKA kurz & knapp

Die ANNIKA hat eine Länge von 135 m und ist 11,40 m breit. Das Schiff bietet Platz für 182 Passagiere und verfügt über vier Kabinenkategorien. Wie bereits auf der ANNA KATHARINA, gibt es an Bord reine Dreibett-Kabinen, welche sich perfekt für Familien eignen.

Einführungssaison 2021

Die ANNIKA war als Neubau für die Flusskreuzfahrt Saison 2020 angedacht. Durch die weltweite Situation des Corona Virus, wurden zum Schutz der Mitarbeiter die Fertigstellung gedrosselt und verzögert. Eingeführt werden sollte das inzwischen Fertiggestellte Flusskreuzfahrtschiff in den Wintermonaten 2020. Aufgrund erneuter Lockdown Maßnahmen in Deutschland, kommt die ANNIKA nun zum Saisonstart 2021 auf den deutschen Markt.

Buchung und Beratung

Interessieren Sie sich für Reise-Angebote mit der neuen ANNIKA? Dann erhalten Sie von unserem Partnerreisebüro Kreuzfahrten-Mehr weitere Informationen. Senden einfach eine unverbindliche Mail an kontakt@kreuzfahrten-mehr.de oder rufen Sie an unter 04893-4288535.

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Fabian Poth
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