Traumwelten Südamerika mit MS Amera – Teil 5

dunkle Vorzeichen
Weg zum Shutdown auf dem Amazonas / Foto: madle-fotowelt

Mit der MS Amera, Phoenix Reisen Bonn, von Buenos Aires über Manaus nach Deutschland

Seit Buenos Aires sind 22 Tage an Bord der MS Amera vergangen. Unsere Reise zu den Traumzielen Südamerikas sollte hier eigentlich enden. Durch den Shutdown in Manaus kam es bekanntlich anders. In diesem letzten Teil nehmen wir Euch mit auf der Arche MS Amera, zurück nach Bremerhaven.

Tag 23 – Amazonas/Seetag – Brasilien

Dienstag, 17.03.2020

Kurs Manaus – Kurs Shutdown – ein Flusstag an Bord der MS Amera erlebt vor den Hintergründen des vorhergehenden Abends

Tipp Nr. 1: In unserem Beitrag „MS Amera Kurswechsel: Aus Kreuzfahrt wird Transferfahrt“ haben wir bereits über die folgenden Tage und die Situation an Bord, aus Sicht der Passagiere, unserer Sicht, berichtet. Wir empfehlen, diesen Beitrag unbedingt ergänzend zu lesen.

Die Sichtweise unserer Reportage ändert sich ab hier, es fließen Fakten ein, welche auch wir erst zum Teil im Nachhinein erfuhren.

Die Gäste an Bord

Es sind die Gäste, welche letztendlich eine Reederei finanzieren. Gleichwohl lassen sie sich nach unserer Erfahrung in einige Hauptgruppen einteilen.

  • Da sind die Personen, welche stets umschmeichelt werden möchten, denn sie zahlen schließlich einen hohen Preis in den teuersten Kabinen.
  • Die Urlauber, welche einfach nur eine tolle Zeit haben wollen.
  • Die Nörgler, welche den Untergang des Schiffes vor Augen haben, denen keine Veranstaltung recht ist, denen jeder Ausflug ein Desaster ist.

Wir sind uns sicher, dass auch die Schiffsführung ihr Klientel genau kennt und im Auge hat. Wir haben sie alle an Bord und alle sind an diesem Tag stumm. Man konsumiert Nachrichten aus der Heimat und wartet ab. Aller Fakten beraubt, gibt es keinen Raum für Spekulationen. Ein ruhiger Tag, auch für uns, denn es ist eine Info-Veranstaltung zur Lage angekündigt. Endlich keine Spekulationen!

Schiffsführung bei der Infoveranstaltung / Foto: madle-fotowelt

Infos bringen Unruhe – oder?

Die Infoveranstaltung am Nachmittag nimmt ihren Lauf. Es steht zu 99% fest, dass die Reise in Manaus endet und alle an Bord der MS Amera verbleiben. Viele Passagiere sind geschockt, wie wir den Gesichtern entnehmen können. Alle bleiben ruhig mit ‚Fragezeichen in den Augen‘ und einige nehmen es gelassen, wie wir.

Über Telefon und die sozialen Medien werden Angehörige informiert.

Erfahrung dieses Tages – Information bringt Ruhe.

Abendprogramm: Viva las Vegas – Medleys von Elvis Preley, ABBA, den Blues Brothers und mehr

Schlagzeile aus der Heimat: Öffentliches Leben kommt wegen Coronavirus weitgehend zum Stillstand

Tag 24 – Manaus – Brasilien

Mittwoch, 18.03.2020

Die ANVISA geht an Bord / Foto: madle-fotowelt

Wir erreichen Manaus am frühen Morgen. Wir schauen aus unserem Fenster an Backbord und sehen ein Militärboot, welches uns begleitet. Es ist sehr klein, dennoch kommt Unbehagen auf. Wir wissen mittlerweile, dass wir nicht von Bord dürfen. Die nationale Gesundheitsbehörde ANVISA wird dieses gesunde Schiff noch einmal prüfen. Die Informationen vom Kreuzfahrtdirektor und Kapitän sind die ganze Zeit aufschlussreich und detailliert.

Der Ausgang ist mittlerweile legendär. Das Schiff wird als gesund eingestuft, doch der Gouverneur von Amazonien verweigert den Transfer der Gäste zum Flughafen. Zu Recht? Die Nachrichten aus Manaus sind mittlerweile (Stand Mai 2020) beängstigend, doch wir bezweifeln nach wie vor, dass ein isolierter Bustransfer diese Lage beeinflusst hätte, da das Schiff bis zum Ende der Reise Coronafrei war.

Manaus, der gesperrte Weg an Land / Foto: madle-fotowelt

Der Mann, der sich freute

Dann war da noch dieser eine Mann an Bord, der sich über die Ausgangssperre freute. Nennen wir ihn Peter. Peter hatte die abendliche Tour in den Urwald gebucht, wollte die Kaimane am letzten Abend in Manaus sehen. Im Laufe der Reise realisierte er – Abend, Wärme, Mücken = Angst. Wir hatten zu diesem Thema viele Gespräche. Manchmal war ihm das Thema peinlich, manchmal reagierte er hyperaktiv. Doch an diesem Tag viel eine Last von ihm ab. Es war sein schönster Tag, bevor am morgigen Tag ein neuer, DER schönste Tag beginnt.

Wir leben weiter

Der Titel dieses Abschnitts hört sich dramatisch an. Er spiegelt dieses Gefühl wider, dass wir in einer gefühlten, ablehnenden Situation in Manaus Vorräte bunkern dürfen und Müll entladen können. Wir würden gern Mäuschen gespielt haben – bei den Telefonaten und dem Organisationstalent des Agenten vor Ort, der Brücke und der Reederei in Bonn. Der Agent selbst beschreibt es als schwierig…

Manaus – Barge für Müllentsorgung / Foto: madle-fotowelt

1097 Seemeilen (2032 km) bis Icoaraci / Belém

Tipp Nr. 2: TV-Beitrag ‚Kreuzfahrt und Corona‘ gedreht an Bord der MS Amera auf dieser Transferfahrt

Kurs Belém

Die MS Amera ändert virtuell für diesen Bericht ihr Call-Sign: Aus dem Kreuzfahrtschiff MS Amera wird die Arche MS Amera.

Wir verlassen Manaus. Mit einem beeindruckendem Turn vollzieht die Arche Amera eine Drehung Richtung Osten, den Amazonas flussabwärts. Wir wissen nicht, ob diese Geschwindigkeit für Manaus normal war. Für uns liefen die Maschinen zu diesem Zeitpunkt, umweltfreundlich, mit reinem Adrenalin.

Vor uns liegen vier Fluss- / Seetage bis Belém. In der Höhe von Santarém erleben wir einen beeindruckenden Sonnenuntergang, so als wollte uns der Amazonas zurufen: „Es tut mir leid, behaltet mich trotzdem in schöner Erinnerung.“

Sonnenuntergang Santarém / Foto: madle-fotowelt

Showprogramm des Abends 19. März 2020: Tina Turner Spezial mit Corina Zurbuchen

Showprogramm des Abends 20. März 2020: James Bond – die 007 Akrobatik Show

Showprogramm des Abends 21. März 2020: Die Schlagernacht

Schlagzeile des Tages 19. März 2020: EU verhängt Einreiseverbot

Schlagzeile des Tages 20. März 2020: EZB lanciert gigantisches Notprogramm

Schlagzeile des Tages 21. März 2020: Bundesregierung legt weitere Vorschläge gegen Rezession auf den Tisch

Tag 28 – Belém – Brasilien

Mittwoch, 22.03.2020

Einmal Volltanken bitte

Ganz nebenbei bemerkt, haben wir, wie auf dem Weg nach Manaus, wieder zwei Mal den Äquator überquert. Im Äquator-Überqueren sind wir mittlerweile Profis.

Bunker-Barge vor Belém / Foto: madle-fotowelt

Für die Fahrt nach Europa müssen wir das Schiff volltanken. 760 Tonnen Marinediesel werden benötigt. Wer sich das Volumen nicht vorstellen kann: Sagen wir mal vereinfacht, dass eine Tonne Diesel gleich 1000 Liter sind, damit haben wir eine ungefähre Vorstellung. Wir schließen kurz die Augen, schauen auf unseren Heizöltank im Keller und reflektieren, wie lange es dauert bis unsere Heizölbestellung abgeliefert ist. Nein! – Die Tankleitungen sind auch bei Schiffen nicht wesentlich größer als beim Heizöllieferanten Eures Vertrauens.

Ok – es dauert also einige Stunden. Unser Treibstofflieferant hat jedoch nur die Hälfte des Bedarfes an Bord. Er muss also selbst noch einmal nachbunkern. So tuckert er in der Nacht zurück in den Hafen. Eine kurze Hochrechnung ergibt für uns, dass er im Laufe des nächsten Vormittags wieder zurück sein könnte.

Bunkern wird zu Risiko an Bord?

Am nächsten Morgen kommt die Meldung von der Brücke, dass sich das Bunkern verzögert. Am Nachmittag kommt die Meldung von der Brücke, dass sich das Bunkern weiter verzögert.
Die Barge kommt erst kurz vor Mitternacht in Sicht.
Im Nachhinein wissen wir, dass die Brücke diese Verzögerung fürchtete. Unter den Gästen konnten wir jedoch keine Unruhe feststellen. Nun ja – wer hat denn Erfahrungen mit solch einer Situation?
Das Tankschiff kommt, als wir gerade auf die Kabine gehen wollen. Ein geschenkter Tag auf der Arche MS Amera.

Bunkern bei Nacht / Foto: madle-fotowelt

Das Schicksal

Die Stimmung an Bord war zu dieser Zeit bereits sehr ruhig. Die kurzfristig panischen Stimmen kamen beim Verlassen von Manaus auf. Was macht meine Firma? Wie regeln wir das mit den Kindern? Ich habe Termine in Deutschland!

All diese Themen waren in Belém nicht mehr existent. Wir werden gesund in Deutschland ankommen, war die einhellige Meinung. Von der Angst des Kapitäns hatten die Passagiere keine Ahnung, dieses Thema war nicht existent.

Der Schachzug

Mittlerweile ist das Internet über das Bord-Satelliten-System freigeschaltet. Gäste, welche das kostenpflichtige Netz bisher nicht nutzten, sind nun auch funktechnisch unterwegs. Wichtig ist, dass den technisch nicht versierten Gästen Hilfe bei der Einrichtung des Bord WLan angeboten wird, die Handysprechstunde steht nun täglich auf dem Plan. Dementsprechend ist die Verbindung teils sehr langsam. Gefühlt langsam – egal– für viele wieder ein Kontakt zur Heimat.

Dieser Schachzug durch Phoenix bringt den Gästen die Verbindung zur Heimat, definitiv Ablenkung und Sicherheit. Dinge können geregelt werden. Auch gibt es hierdurch ein neues Thema am Abend – die veraltete Technik an Bord, in den Augen einiger. Nun ja – das mangelnde technische Verständnis einiger Gäste hatten wir ja schon des Öfteren in unseren Berichten thematisiert.

Wir versuchen zu erklären: „Sie haben einen Wasserhahn im Bad, welcher zum Hände waschen völlig ausreichend ist. Was denken Sie passiert, wenn dieser eine Wasserhahn eine ganz Siedlung mit Wasser versorgen soll?“ Nach der Frage was dieses mit dem Handyempfang zu tun habe, geben wir auf und schmunzeln.

An diesem 22. März 2020 läuft auf der Arche MS Amera die Schlagernacht.

Schlagzeile aus der Heimat: Regierung will Haushalt 2020, wegen Corona, um gut 150 Milliarden aufstocken

Kurs Nord-Ost mit Höchstgeschwindigkeit

Vollgetankt verlassen wir Belém am 23. März 2020. Mit Höchstgeschwindigkeit nehmen wir Kurs Nord-Ost in Richtung Kap Verden. Das Ziel der Schiffsführung ist es, schnellstmöglich wieder unter Land zu kommen, falls der Virus durch die brasilianischen Besucher (ANVISA, Lotsen), doch noch an Bord gekommen ist. Auf See wären wir schutzlos.

Am späten Abend bäumt sich das Schiff noch einmal auf, steigt den Äquator empor und fällt dieses Mal endgültig auf der Nordhalbkugel hinunter.*

12:00 Uhr am Äquator / Foto: madle-fotowelt

4451 Seemeilen (8243 km) liegen zwischen Icoaraci / Belém und Bremerhaven.

Die Arche MS Amera sucht den Superstar ist das Thema des Abends. Mit der fünften Äquatorüberquerung während einer Reise fühlen wir uns schon alle wie Stars.

Schlagzeile aus der Heimat: Merkel in häuslicher Quarantäne

Tag auf dem Atlantik / Foto: madle-fotowelt

20 Tage ohne Landgang

Wir schreiben den 24. März 2020. Vor uns werden noch 12 Seetage liegen. Bis zur Ankunft in Bremerhaven werden dann 20 Tage ohne Landgang vergangen sein. Welcher Kreuzfahrtgast ist schon so lange auf See gewesen? Wir finden niemanden. Wir fragen bei der Crew nach und finden niemanden. Da dieses sicher auch für die Schiffsführung gilt, steuern wir einer ungewissen Zukunft entgegen.

Ungewiss ist hierbei zunächst eine negative Begriffsfindung – Ungewissheit birgt Gefahr.

So eine lange Zeit auf See? In der Tat machen sich viele Gäste Sorgen. Wir vertreten in den Gesprächsrunden die Meinung – ja – wir stehen vor einem Berg von Seetagen, doch wenn wir angekommen sind, ernten wir einen Berg von Erfahrungen. Der ehemalige Berg wird rückblickend ein Hügel sein, welchen wir locker durchwanderten.

Der MS Amera Tanzball bildet das Abendprogramm.

Schlagzeile aus der Heimat: Bundeskabinett billigt Hilfspaket

01.04.2020 – Seetag

Routine

Der neunte Tag auf See. Die Gäste haben ihre Tage für sich organisiert. Es wird gejoggt, Karten gespielt, Sport gemacht, relaxt oder man spricht einfach miteinander. Es gibt keine Stresspunkte. Wir gehen davon aus, dass dieses bei der Schiffsführung in den vergangenen Tagen auch registriert wurde.

Natürlich ist das nur möglich, weil das Phoenix Team, unter Leitung des Kreuzfahrtdirektors Christian Schädel für jeden Tag ein umfangreiches Programm erarbeitet hat. Ein Programm im Tagesablauf mit Wiederholungen, für die Gäste ein Programm für eine neue Tagesroutine.

Der Hotelbetrieb von Andreas Vespermann und die Küche unter Jörg Schwab geben alles, um die Gäste zu versorgen. Wir sehen keinen Unterschied zwischen Kreuzfahrt und der jetzigen Transferfahrt. Allen sprechen wir ein großes Lob und Dank aus!

Hierdurch erübrigt sich auch für uns, von jedem Tag separat zu berichten.

Kuchenbuffet MS Amera / Foto: madle-fotowelt

Die Freude des Kapitäns

Das Schiffssignal für eine Durchsage ertönt. Der Kapitän spricht: ‚Es ist nun 14 Tage her, dass wir letztmalig Kontakt zu Außenstehenden hatten. Mit Stolz darf ich verkünden, dass wir den Corona Virus nicht an Bord haben.‘ (Sinngemäß zitiert)
Wer genau zuhört spürt bereits hier die Erleichterung in der Stimme. Eine große Last, welche von seinen Schultern abfällt – uns auch.

Highlight an diesem Abend – der Film Brust oder Keule wird gezeigt

Schlagzeile aus der Heimat: Erste Kommunen machen Tragen von einfachem Mundschutz zur Pflicht

Fragen in die Heimat

Die letzte Schlagzeile nehmen wir zum Anlass und fragen in der Heimat nach – wie geht es Euch?

Antwort aus Frankfurt

Im Rhein Main Gebiet sind die Straßen Menschenleer. Menschen gehen nur noch für nötigste Besorgungen aus dem Haus. Erledigungen Zuhause können nun angepackt werden. Der Balkon wird zur Wellness Oase hergerichtet und die Zeit sinnvoll genutzt. Auch das berufliche hat sich während dieser Zeit stark verändert. Die Freude ist nun größer, wenn man arbeiten gehen darf.

Balkon in Frankfurt / Foto: F. Poth

Antwort vom Lande

Am 30.03. war die erste „Schockstarre“ des „Lock Down“ bereits vorüber. Wir hatten ja keine komplette Ausgangssperre, sondern es galt „social distancing“, was hier auf dem Land ja recht gut umzusetzen war. Zu diesem Zeitpunkt wurden die Gäste der Artania gerade nach Deutschland zurückgeholt. Die Corona-Fallzahlen stiegen in Deutschland weiter, aber ich habe nicht mehr alle Nachrichten dazu verfolgt. Corona war da, das Leben musste jedoch irgendwie weitergehen. Ich habe viel mir Partnern, Kunden und Reedereien telefoniert, lange liegengebliebene Gartenprojekte umgesetzt und mich anderen Fotoprojekten gewidmet. Ein drittes Fahrrad wurde angeschafft, um nun einmal am Tag zusammen aus dem Haus zu kommen und sich zu bewegen.

Antwort einer Mutter

Für uns begann die Veränderung ja schon am 23.03.2020 mit den Schulschließungen. Bis zu dem Tag der Entscheidung (Freitag, den 20.03.2020) war ich eigentlich relativ tiefenentspannt und habe mir keine großen Sorgen gemacht. Als die Schließungen der Schule dann klar war, wurde auch mir ein bisschen komisch.

Seit dem Tag läuft unser Alltag so: Meine Tochter und ich sind fast 24 Stunden zusammen. Wir sitzen vormittags zusammen am Tisch, machen Homescooling, für mich hat sich beruflich nicht viel geändert, da ich das Glück habe schon vorher von zu Hause arbeiten zu dürfen. Zwischendurch gehen wir mit dem Hund, meine Tochter fährt dann meistens mit Inlinern oder auf Rollschuhen. Somit haben wir die Sportstunde auch schnell abgearbeitet. Der Einzige für den sich bis jetzt nicht geändert hat, ist mein Mann. Er geht weiterhin ganz normal seinem Job nach.

Das Einkaufen einmal die Woche ist mein persönliches Highlight. Wobei ich mich auch immer beeile, schnell wieder zu Hause zu sein.

Antwort aus Berlin

Die Stadt legt sich schlafen. Beim Maritimen Schmuck ist es etwas anders gelagert. Hier nutzt man tatsächlich die Zeit für neue Ideen und deren Verwirklichung. Aus wirtschaftlicher Sicht aber auch eher eine Katastrophe. Im Moment halten die Menschen Ihr Geld auf Grund der Unsicherheit zusammen. Mir geht es genauso und ich kann das bestens verstehen. Somit schlägt der derzeitige Umsatz kaum zubuche. Als persönliches Fazit, Corona wird für die Zukunft viel verändern.

Abend auf dem Atlantik / Foto: madle-fotowelt

Doch noch Unruhe an Bord?

Wir schreiben den 04. April 2020. Bremerhaven, unser Ziel, liegt nur noch wenige Stunden entfernt.

Angekündigt ist die Nachmittag- Info-Veranstaltung zur Ausschiffung. Bereits im Vorwege kommen schon wieder Gerüchte auf, sehr präsent sind die der Pessimisten und die der Optimisten. Wir registrierten sie mit einem Schmunzeln. Wir wissen, ohne Fakten kann sich die Fantasie vieles ausmalen.

Die Fakten wurden dann auf der Info-Veranstaltung geliefert. Sie treffen auf Unverständnis. Unverständnis auch dadurch bedingt, dass wir auf der Arche MS Amera, die veränderten Bedingungen in Deutschland nicht nachvollziehen können.

Ein Beispiel: Wir sind nachweislich gesund, müssen jedoch in den Bussen plötzlich Abstände einhalten, auch Paare aus einer Kabine, zumal der Fahrer von uns separiert ist.

Oder: Von Bord dürfen wir nur in Gruppen von 20 Personen mit jeweiligen ‚Sicherheitsabstand‘. Erst wenn diese Leute aus dem Terminal sind, dürfen die Nächsten von Bord.

Die Themen kochen noch einmal hoch. Glücklicherweise gab es an diesem Abend die wunderbare Crew Show – das Welcome back Spezial. „Bringen sie ihren Fotoapparat mit.“ wurde im Programm extra ausgewiesen und ja, es hat sich gelohnt. Aus der Ferne ist es nicht zu sehen, aber auf unseren Bildern – vielen der Crewmitglieder standen Tränen in den Augen… uns auch.

Es war wirklich ein Special – die Gefühle hatten Freigang. Spätestens bei den Worten des Kapitäns Elmar Mühlebach haben alle verstanden, welch eine Zeit wir zusammen durchlebt haben, erleben durften.

Alle Bilder der Crew Show

Kapitän Elmar Mühlebach / Foto: madle-fotowelt

Schlagzeile aus der Heimat: Ausbreitung des Coronavirus in Deutschland verlangsamt sich

Ankunft in Bremerhaven

Die Sonne geht auf? Nein – es ist schon hell als wir aufwachen. Es ist der Tag, den wir freudig erwartet haben, aber eigentlich gar nicht wollten. Wir sind unsicher vor dieser neuen Welt und doch – wir wollen (oder müssen) nun nach Hause.

Wie jeden Morgen gehen wir an Deck und trinken einen Kaffee. Bremerhaven kommt in Sicht. Das neue Kreuzfahrtschiff Iona nimmt zunehmend Raum ein und bringt ein unverhofftes Fotomotiv.

Iona / Foto: madle-fotowelt

Wir wenden das Schiff, um am Columbuskaje anzulegen. Ohne Maske dürfen wir nicht mehr an Deck sein, Vorschrift in Deutschland. Das Kamerateam von ‚Verrückt nach Meer‘ ist schon mit Gesichtsmasken unterwegs und dreht die letzten Augenblicke dieser doch verrückten Reise.

Die Passagiere sind in Gruppen aufgeteilt. So werden sie immer einzeln zum Verlassen des Schiffes aufgefordert. Fünf Stunden später gehen wir von Bord. Wir als Partner gehen mit zwei Metern Abstand getrennt zum Parkplatz.

Brot und Lunch-Box zum Abschied / Foto: madle-fotowelt

Als Abschiedsgeschenke gibt es eine Lunch box und ein frisch gebackenes Phoenix-Brot. Nein, das war es noch nicht. In einem Beutelchen wird und noch Phoenix Kaffee zum Aufbrühen, eine Amera Tasse und Schokolade mit lieben Abschiedsworten gereicht, bevor wir das Terminal verlassen dürfen. Eine sehr nette Geste, wir wie finden!

Wir sind öfter in Bremerhaven, aber an diesem Tag kommen wir uns etwas wie Verbrecher vor – so viel Polizeipräsenz haben wir im Terminalbereich noch nicht gesehen.

Unsere Tochter fährt vor. Es fühlt sich gut an sie wieder zu sehen. Glücklicherweise darf sie das Gelände befahren und wir brauchen mit unseren ‚Übergepäck‘ nicht allzu weit laufen. Wir sitzen auf der Rückbank mit Abstand zu ihr, auf dem Weg nach Hause. Unterwegs erzählt sie uns, worauf wir zukünftig zu achten haben und wie sich jetzt die Welt ‚dreht‘.

Sie bringt uns nach 6 Wochen gesund nach Hause. Auf einen Kaffee darf sie auf Grund der Abstandsregeln nicht mit hinein und ein herzliches umarmen bleibt auch aus. Alles werden wir nachholen…

Willkommen im neuen Deutschland!

* Diese Absätze sind Seemannsgarn.

Video zu diesem Teil der Reise – dem Shutdown in Südamerika

Übersicht zu allen Publikationen, TV-Beiträgen, Bildern und Videos dieser Reise – madle-fotowelt

 

 

Jürgen Scholüke
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