Reisebericht: Mit der World Voyager rund um die Kanaren

World Voyager und e-bike / photo: Stather

Mit der World Voyager geht es rund um die Kanarischen Inseln

Wir, Uli und Gudrun, sind seit vielen Jahren auf kleinen Kreuzfahrtschiffen unterwegs. Da sich nach vielen Monaten ohne Kreuzfahrten nun die Gelegenheit ergab, wollten wir einmal die World Voyager, das neue Kreuzfahrtschiff von nicko Cruises, austesten und haben eine Kreuzfahrt rund um die Kanarischen Inseln gebucht.

Reisebericht von den Kanarischen Inseln

Unsere Eindrücke vom Schiff und der Reise haben wir in einem kleinen Reisebericht zusammengefasst. Um es vorwegzunehmen: wir waren vom Schiff, der gesamten Mannschaft und nicht zuletzt vom neugewonnenen Gefühl der Freiheit trotz Covid 19 so begeistert, dass wir uns spontan entschlossen haben, die Kanaren-Tour gerade noch ein zweites Mal mitzufahren. Die gesamte Reise war ein gelebter Traum, und sie wird uns noch lange in Erinnerung bleiben.

Die Anreise

Da wir an der Schweizer Grenze wohnen und kein deutscher Flughafen für uns ohne Zwischenübernachtung, die ja in den noch herrschenden Covid-Zeiten nur Geschäftsreisenden, nicht aber normalen Touristen nicht möglich ist, erreichbar ist, kamen für uns nur Flüge von/nach Zürich in Frage. Das hat gut geklappt. Während wir beim Rückflug mit IBERIA von Teneriffa über Madrid nach Zürich flogen, hatten wir bei der Anreise mit EDELWEISS/SWISS einen Direktflug von Zürich nach Teneriffa. Ein großes Lob an dieser Stelle für Letztgenannte: die kostenfreie Verpflegung an Bord war wirklich gut und umfasste neben einem reichhaltigen Frühstück mit frischgebackenem Brot auch Warm- und Kaltgetränke sowie kleinere Snacks zwischendurch – wir fühlten uns in Vor-Covid-Zeiten zurückversetzt. Bei den Rückflügen war selbst für Wasser Bezahlung angesagt (Ausnahme Madrid-Zürich, hier gab es, wahrscheinlich weil es in die Schweiz ging, kostenfrei Wasser).

Der von NICKO organisierte Einzel-Transfer zum Schiff klappte hervorragend. Die Transfers sind mit ein Grund, weswegen wir -nach schlechten Erfahrungen in früheren Zeiten- generell An- und Abreise über den Veranstalter buchen.

Lanzarote Lavawüste / photo: Stather

Angekommen auf der Kreuzfahrt-Yacht

Und dann standen wir vor der World Voyager: ein Traum in elegantem Dunkelgrau und Weiß, eher eine große Yacht als ein Kreuzfahrtschiff, wie wir es bisher gewohnt waren (und wir gehen nicht auf große Schiffe). Eleganz und Großzügigkeit setzen sich im Inneren fort. Das wird besonders deutlich im Rezeptionsbereich auf Deck 4. Aber auch das Restaurant und die Main Lounge auf dem gleichen Deck sowie die Explorer Lounge auf Deck 7 vermitteln dieses Bild. Die World Voyager wird als Expeditionsschiff vermarktet und diesem Anspruch entsprechen auch die eher „popeligen“ beiden Treppenhäuser im Schiff. Es hat dementsprechend keine Bühne in einem öffentlichen Bereich, dafür aber ein Auditorium im vorderen Bereich von Deck 4, das für Vorträge aller Art bestens geeignet ist. Beide Lounges bieten eine kleine Tanzfläche, wobei die Tanzmusik dann vom Band kommt. Damit sind wir bei der Unterhaltung, die – und das empfinden wir als sehr angenehm – im Wortsinn weitgehend den Passagieren und dem NICKO-Team samt Kapitän und Offizieren vorbehalten bleibt. Es gibt wechselnde Musiker an Bord, aber keine Kapelle, die Crew veranstaltet einmal pro Reise eine charmante Crew-Show, es gibt zwei Gala-Essen, Einladungen an den Kapitäns-Tisch, Cocktails für Alleinreisende und NICKO-cruiseCLUB-Mitglieder, und das war’s auch schon. Alles herrlich entspannt und „sportlich-elegant“. Angenehm auch, dass es keinen Bord-Fotografen gibt, der einen auf Schritt und Tritt „verfolgt“.

Fuerteventura Windmühle/ photo: Stather

Nie gestresst trotz hoher Arbeitsbelastung

Damit wären wir beim Personal an Bord: Das im Vergleich zu anderen Kreuzfahrtschiffen klitzekleine NICKO-Reiseleiterteam, zu welchem auch der/die jeweilige Lektor/in zählt, aber leider nicht der Ausflugsmanager (er sitzt zwar bei der Kreuzfahrtleitung, ist aber -unsinnigerweise- bei MYSTIC als Besatzungsmitglied angestellt), ist omnipräsent, immer freundlich, hilfsbereit und wirkt trotz hoher Arbeitsbelastung nie gestresst! Housekeeping, Service-Crew, Techniker und die nautische Mannschaft kommen den Gästen stets freundlich, aufmerksam und hilfsbereit entgegen – das haben wir auch schon anders erlebt.

Und damit sind wir beim Kapitän Hans Söderholm: So einen passagiernahen, freundlichen, zuvorkommenden und hilfsbereiten Kapitän hatten wir noch nie – da darf sich jener erfolgsgewohnte und TV-erfahrene PHOENIX-Kapitän „von der Brügge“ eine gewaltige Scheibe abschneiden … NICKO-Crew, Kapitän und Offiziere einschließlich Doktor mischen sich immer wieder unter die Passagiere, setzen sich zu ihnen und essen auch mit ihnen gemeinsam, wobei sich die Außenbereiche (Restaurant auf Deck 4, Lido auf Deck 7) großer Beliebtheit, auch bei Passagieren erfreuen.

El Hierro Ost / photo: Stather

Die Mahlzeiten können Mitbewerber besser

Weil wir schon beim Restaurant sind: die Mahlzeiten sind reichhaltig, aber gerade mittags und abends relativ einfallslos – gute Hausmannskost, ansprechend verpackt und teilweise in abenteuerlicher Zusammenstellung (Bruschetta mit Erbsenbrei), aber nicht mehr. Da bietet die Küche der HAMBURG z.B. deutlich mehr. Uns macht das nichts aus, im Gegenteil, aber manchen mag das wohl von einer Folgebuchung abhalten. Die Steaks sind gewöhnungsbedürftig! Das haben wir bereits im Vorfeld gelesen und können dies bestätigen.

Keine Merchandise-Artikel

Der Spa-Bereich mit einer wirklich tollen Sauna-Kabine mit Blick nach draußen, Dusche und Ruheraum mit beheizten Liegen und Massage-Kabinen, in denen wenige aber hochwertige Massagen angeboten werden, ist immer einen Besuch wert. Die Boutique dagegen bietet nur Massenware, keine NICKO- oder schiffsspezifischen Artikel (NICKO-Kappen werden nur verlost, WV-Sticks haben nur die Offiziere und die Kreuzfahrtleitung) und wenige Souvenirs. Postkarten der einzelnen Destinationen sind weder hier noch an der Rezeption erhältlich, was besonders zu Corona-Zeiten auffällt, weil wir bei den organisierten Landgängen (individueller Landgang ist nicht erlaubt) nirgendwo Ansichtskarten gefunden haben. Da hilft dann auch der Postservice wenig!

La Palma Sonnenuntergang / photo: Stather

Gut ausgestattete Kabinen

Kommen wir zu den Kabinen: Sie sind auf allen Decks alle gleich, die Infinity-Kabinen sind um die Balkone der anderen Kabinen größer. Während in den Kabinen generell ein Sofa und ein Stuhl vorhanden sind, sind die Balkone mit zwei bequemen Stühlen und einem kleinen Tisch möbliert. Safe, Handfön und große Flachbild-TV sind selbstverständlich. Die sehr gut ausgestatteten Bäder, bis auf wenige Ausnahmen nur mit Duschen (Handbrause, Regendusche, Massagedüsen und Sitzbank, dichtschließende Glastür) verlocken geradezu zu „Duschorgien“. Stauraum ist ausreichend vorhanden, allerdings fehlen gewisse Kleinigkeiten wie Haken an den Wänden oder eine Wäscheleine in der Duschkabine. Da wird es dann bei nasser Kleidung etc. schnell eng, und man will ja nicht jedes Mal den Wäscheservice, der im Übrigen gut und schnell ist, in Anspruch nehmen. Alle Betten in den Kabinen sind trennbar.

Potential für Optimierungen

Ein paar Dinge sind uns dennoch negativ aufgefallen: Auf Deck 5 und 6 gibt es zu den hinteren Kabinen eine nicht gekennzeichnete Zugangstür, so dass man erst fragen (oder versuchen) muss, bis man weiterkommt. Der Boden der Duschkabine in der Sauna wird, sofern feucht, „sauglatt“ und fordert damit Sturzverletzungen direkt heraus, es gibt hier -wie im gesamten Schiff- keine Uhr und keine Toilette. Überhaupt sind die öffentlichen Toiletten corona-bedingt geschlossen, so dass man jedes Mal auf die eigene Kabine angewiesen ist. Haken an den Wänden sind überall Mangelware. Das Schiff ist nicht behindertengeeignet, denn man trifft überall, auch in den öffentlichen Bereichen, unverhofft auf Stolperfallen entweder durch Absätze oder, wie im Bereich vor dem Restaurant durch nicht nachvollziehbare plötzliche Bodenabsenkungen.

Ein Zielgebiet bleibt Mitbewerbern vorbehalten

Schade auch, dass dieses schöne, kleine Schiff nicht die Kriterien für eine Fahrt auf den Großen Seen in Nordamerika erfüllt, weil es mit Außennocks und Tendern trotz einer Rumpfbreite von 19 m auf eine Gesamtbreite von knapp 24 m kommt und damit geringfügig zu breit für die dortigen Schleusen ist. Damit bleibt der HAMBURG ihr Alleinstellungsmerkmal in dieser Preisklasse erhalten.

Familie Stather auf Reisen / photo: Stather

Unser Fazit

Wir haben uns auf der World Voyager „sauwohl“ gefühlt und freuen uns schon auf die nächste Reise mit ihr. Sie ist zusammen mit der gesamten Mannschaft ein echtes Wohlfühl-Schiff. Für richtige Expeditionsreise in Arktis und Antarktis allerdings sollten MYSTIC und NICKO noch einmal zusammensetzen, denn derzeit existieren wohl keine Konzepte dazu, wie man zusätzliche Kleidung und Ausrüstung unterbringen kann, denn dass Passagieren z.B. Gummistiefel selbst mitbringen müssen, kann auf einem modernen Schiff keine Option sein!

Wir sind gespannt, wie die Reise mit der World Voyager auf die Azoren wird.

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Oliver Asmussen
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